Die Stimmung ist bestens, die paar Tropfen Nieselregen des heutigen ersten Dressurtages des Turniers steckt der Marbacher Boden locker weg und allmählich steigt die Spannung. Denn die Reiter, die heute am Start waren, haben schon mal gut vorgelegt.

Im CCI4*-S in Führung liegen punktgleich mit 27,3 Punkten zwei Paare: Zum einen der Inder Fouaad Mirza mit Seigneur Medicott, Spitzname „Mickey“. Die beiden waren auch 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokyo am Start und belegten dort den respektablen 23. Platz. Zuvor, 2018 bei den Asia Games in Indonesion, hatte das Paar bereits zwei Silbermedaillen gewonnen. Natürlich ist Fouaad Mirza nicht aus Indien angereist, seit 2017 lebt er in der Nähe Warendorfs. Damals zog der Sohn eines Sohn eines in seiner Heimat bekannten Pferde-Tierarztes nach Deutschland, um zunächst bei Bettina Hoy zu trainieren, dann bei Sandra Auffarth. Der 30-Jährige sattelt hier in Marbach sein Toppferd, den die deutschen Fans bestens kennen. Mit Bettina Hoy war der mittlerweile 16-jährige Westfale vom Vollblüter Seigneur d’Alleray xx 2012 bei der WM der jungen Vielseitigkeitspferde im französischen Le Lion d’Angers am Start und 2017 bei den Europameisterschaften im polnischen Strzegom.

Mit ebenfalls 27,3 Punkten bewerteten die Richter die Vorstellung von Alina Dibowski und Barbados. Die 21-Jährige Tochter vom Mannschafts-Olympiasieger und dreimaligen Mannschafts-Europameister Andreas Dibowski hatte ebenfalls ihr Championatspferd gesattelt. Mit dem 13-jährigen, in Polen gezogenen Wallach gewann sie 2018 bei den Junioren- Europameisterschaften in Fontainebleau/FRA Team-Bronze und 2021 bei den Europameisterschaften der Jungen Reiter im schwedischen Segersjö Team-Gold. Der Herr Papa, ebenfalls im CCI4*-S am Start, musste sich übrigens um 2,5 Punkte geschlagen geben – er liegt aktuell auf Rang neun.

Mit 27,5 Punkten rangiert Anna Lena Schaaf an dritter Stelle des Gesamtclassements. Mit ihrer Rheinländer Stute Fairytale war sie 2021 zusammen mit Alina Dibowski im Gold-Team der EM in Segersjö, wo sie in der Einzelwertung außerdem Silber gewann. Die beiden sind ein eingespieltes Paar: Schon 2019 bei den Europameisterschaften in Maarsbergen/NED holten sie Doppel-Gold.

Im CCI2*-L liegt nach dem ersten Dressurtag Brandon Schäfer-Gehrau mit Very Special deutlich in Führung. Der 22-Jährige und die siebenjährige Hannoveraner Stute haben aktuell 24,7 Punkte auf dem Konto. Eva Terpeluk und ihre Trakehner Stute Uni’s Black Pearl rangieren mit 29,7 Punkten an zweiter Position. Damit ist die junge Frau auf dem besten Weg, ihren Titel als Landesmeisterin zu verteidigen. Mit dem Ausgang dieser Meisterschaft hat der im Norden Deutschlands lebende Dirk Schrade nichts zu tun, obwohl der gebürtige Gomadinger hier quasi in seiner alten Heimat reitet. Mit 30,1 Punkten liegt der Mannschafts-Olympiasieger von London mit der achtjährigen Westfälin Cinderella momentan an dritter Stelle.

Auch auf den Spitzenpositionen des CCI2*-S finden sich bekannte Namen: Anna Lena Schaaf führt mit der siebenjährigen Lagona OLD und 21,7 Punkten deutlich vor Brandon Schäfer-Gehrau und Fräulein Frieda (24,9 Punkte). Mit der mittlerweile zwöfjährigen Fuchsstute gewann der junge Mann, der seit 2020 Mitglied der „Perspektivgruppe Vielseitigkeit“ des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei ist, bereits 2018 bei den Junioren-Europameisterschaften in Fontainebleau sowohl in der Einzelwertung als auch mit dem Team die Bronzemedaille.

Doch noch ist nichts entschieden. Morgen um 8 Uhr beginn der zweite Dressurteil des CCI4*-S und des CCI2*-S, ab 12 Uhr steht der zweite Teil des CCI2*-L auf dem Programm. Am Nachmittag werden die Vierecke aus dem und die bunten Stangen ins Stadion getragen, denn um 17 Uhr läutet die Startglocke für das erste CCI4*-Paar im Parcours.

Wer nicht vor Ort sein kann, muss übrigens nicht aufs Mitfiebern verzichten: Auf www.marbacher-vielseitigkeit.de gibt’s den kostenlosen Live-Stream von Horse&Country TV, offizieller Streaming-Partner der Internationalen Marbacher Vielseitigkeit.

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Thomas Hartig